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Dirk Notheis: „Rantum gibt Eigenkapital, ohne Miteigentümer zu werden“

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Finanziert mit seinem Privat-Debt-Investor deutsche Mittelständler: Rantum-Capital-Gründer Dirk Notheis
Rantum Capital

Dirk Notheis vergibt jetzt Kredite an den deutschen Mittelstand. Der ehemalige Deutschlandchef von Morgan Stanley hat mit Rantum Capital eine Fondsgesellschaft gegründet, die Geld von institutionellen Investoren einsammelt, um es als Nachrangkapital an Unternehmen zu verleihen. Der „Rantum Capital Private Debt Fund I“ ist im Sommer mit einem Anfangskapital von 100 Millionen Euro gestartet. Bis zu 100 weitere Millionen wollen der 47-jährige Notheis und seine Mitstreiter jetzt noch einsammeln, bevor sie den Fonds schließen.

Das Geld geht als Nachrangdarlehen an deutsche Mittelständler mit einem Umsatz von 25 bis 500 Millionen Euro pro Jahr. Die Untergrenze für ein Rantum-Investment liegt bei einem Investitionsvolumen von 2 Millionen Euro. Bei mittelständischen Unternehmen sieht Dirk Notheis eine starke Nachfrage nach Krediten, wie sie Rantum vergibt, da diese in der Bilanz als Eigenkapital gelten.

Das gilt Notheis zufolge bei bestimmten Finanzierungsanlässen ganz besonders: Etwa, wenn Unternehmen vor Veränderungen in der Gesellschafterstruktur stehen oder zukaufen wollen. Fremdkapital bekommen sie oft nur dann von der Bank, wenn sie gleichzeitig Eigenkapital aufnehmen. 

Dirk Notheis: Rantum Capital mischt sich nicht ein

„Eine Private-Equity-Lösung ist in der Regel nicht, was sie sich wünschen“, sagt Notheis in der Stadtvilla im Frankfurter Westend gleich hinter den Türmen der Deutschen Bank, in der Rantum sitzt. Der Grund: „Private Equity bedeutet: Exit nach fünf Jahren.“ Damit könnten Mittelständler auf der Suche nach Eigenkapital wenig anfangen. „Sie denken eher dynastisch und geben an die nächste Generation weiter.“

Außerdem sei es vielen Inhabern wichtig, die Entscheidungskompetenz zu behalten, so Notheis. „Und was wir bieten, ist Eigenkapital, ohne Miteigentümer zu werden.“ Dennoch drängt auch Rantum – wie praktisch jeder Finanzinvestor – auf ein Mindestmaß an Mitspracherechten. „Wir mischen uns nicht ins operative Tagesgeschäft ein“, verspricht Notheis. „Aber es gibt bestimmte, für ein Unternehmen sehr bedeutende Entscheidungen, die nicht ohne unsere Zustimmung getroffen werden können.“ In der Regel zählen Finanzinvestoren richtungsweisende Zu- und Verkäufe, grundlegende Strategieänderungen, aber auch große Finanzierungen zu solchen Anlässen.

Neben Notheis hat Rantum Capital, benannt nach einem Örtchen auf Sylt, noch zwei weitere Geschäftsführer: Marc Pahlow, der von PE-Investor Carlyle kam, sowie der Mezzanine-Spezialist Carsten Olberding. 

Rantum Capital hat illustren Industriebeirat auf die Beine gestellt

Um die aktiven Manager des Fonds hat sich ein prominent besetzter Industriebeirat gruppiert, der Notheis und seinen Kollegen die Türen zum Mittelstand öffnen soll. Dazu gehören der langjährige Henkel-CFO und FINANCE-CFO des Jahres 2011, Lothar Steinebach, Ex-Air-Berlin-Chef Joachim Hunold, ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling und der frühere BDI- und Voith-Chef Michael Rogowski.

Anfangs haben die Geschäftsführer ihr eigenes Geld investiert, „um Erfahrung und einen Track Record im Investieren aufzubauen“, wie Notheis sagt. „Im Sommer 2014 begann dann mit einer Roadshow das Fundraising für den aktuellen Fonds.“

„Typische Situationen, in denen Unternehmen unsere Darlehen nachfragen, sind Gesellschafterwechsel“, erklärt Pahlow die Zielgruppe, „also etwa, wenn die Eltern an die Kinder übergeben, aber nur ein Nachfolger das Unternehmen übernimmt – oder organisches wie anorganisches Wachstum.“ Allerdings müsse das Unternehmen „solide dastehen“, nennt Pahlow die entscheidende Bedingung. Von Sanierungs- und Turnaround-Fällen will Rantum die Finger lassen.

„In der Due Diligence versuchen wir zu beurteilen, ob das Unternehmen fähig ist, den Kredit zurückzuzahlen“, beschreibt Ex-Henkel-CFO und Industriebeirat Steinebach das Vorgehen von Rantum. „Dabei gehen wir nicht nur nach finanziellen Kriterien, sondern auch nach den Geschäftsaussichten und Marktperspektiven." 

Dirk Notheis: „Das Beste in Deutschland ist der Mittelstand“

Ist das Investment einmal getätigt, überprüfe Rantum vierteljährlich, ob das Unternehmen seine selbstgesteckten Ziele erreicht. „Aber wir sind nicht dafür da, das Unternehmen zu führen oder mitzuführen“, macht der pensionierte Steinebach klar, der bei Rantum für die Branchen Chemie und Konsumgüter zuständig ist.

Den Investoren verspricht Rantum eine Nettorendite von 10 Prozent. Notheis will seinen Fonds als renditestarkes Anlagevehikel positionieren, das gleichzeitig risikoärmer ist als Private-Equity-Fonds.

„Wer Deutschland mag und an die deutsche Kreditwürdigkeit glaubt, ist bei uns richtig“, setzt Notheis, auf die Verkaufsargumente gegenüber den Investoren befragt, zum Elevator Pitch an. „Wer zweitens unsere Hypothese teilt, dass das Beste in Deutschland der Mittelstand ist, der ist noch näher bei uns“, so Notheis weiter. „Und wer unseren Ansatz mit den industriellen Partnern für schlüssig erachtet, der wird bei uns investieren.“ Das finale Closing des ersten Rantum-Capital-Fonds ist für das kommende Jahr geplant.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de