Vor 50 Jahren tagte das berüchtigte "Kahlschlag-Plenum" des SED-Zentralkomitees. Das Ziel: einen Plan gegen die "perverse", "unsittliche" Kultur des Westens erarbeiten.
"Ich habe mir nie vorstellen können, eine unangenehme Person ins
Programm zu nehmen, nur weil sie sich gut verkauft" - Daniel Keel,
der Chef des Diogenes Verlags, glaubt, dass Literatur immer auch
unterhaltsam sein muss
Es ist mit den Händen zu greifen, wenn auch gar nicht so leicht zu belegen: Während Günter Grass, zusammen mit Heinrich Böll und vielleicht noch Siegfried Lenz, für das Ausland und für die Mehrzahl derjenigen Deutschen, die überhaupt Lektüreerfahrungen oberhalb der Konfektionsware suchen, unangefochten als der Repräsentant ernst zu nehmender deutscher Gegenwartsliteratur gilt (für jenes zeugen Übersetzungen und ihre Aufnahme, für dieses empirische Umfragen), ist er in dem so intim verfreundeten und verfeindeten Konventikel deutscher Literaten zunehmend in Mißkredit geraten.
Vor 50 Jahren tagte das berüchtigte "Kahlschlag-Plenum" des SED-Zentralkomitees. Das Ziel: einen Plan gegen die "perverse", "unsittliche" Kultur des Westens erarbeiten.
Gemeinsam mit Der Club Bertelsmann und der ZDF-Sendung "aspekte" präsentiert DIE ZEIT auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse das "Blaue Sofa". Das komplette Programm finden Sie hier
Antworten von Ulla Hahn, Bodo Kirchhoff, John von Düffel, Juli Zeh,
Hartmut Lange, Jochen Missfeldt, Matthias Politycki, Peter
Rühmkorf, Ralph Giordano, Tilman Spengler und vielen anderen mehr
Jenseits von Atheismus und Postmoderne: Über den Schriftsteller
Hartmut Lange. Rund 20 Novellen von maximal 140 Seiten Umfang und
einige kurze Erzählungen hat Lange seit 1984 veröffentlicht. Kein
Zweifel: In der Novelle hat er seine Form gefunden, das Modell für
eine Literatur ohne "begriffliche Anleihen"
Was tun, wenn der Stift weg ist und Klaus Hoepcke dir seinen Füller pumpen will? Ja, ein Aufschrei hätte folgen müssen: Hinfort, Sie Buchminister! Niemals berühre ich Ihr Zensurbesteck, womit Sie so vieles und so vielen und so weiter.
Spötter behaupten, er habe Gustav Mahlers Witwe Alma nur deshalb geheiratet, weil er die Musik mehr geliebt habe als die Literatur, und Robert Neumann befand, dieser Schriftsteller sei im Grunde selber ein Operncharakter gewesen: Franz Werfel, der ganze Opern auswendig kannte und während der Arbeit an seinen Büchern Verdi-Arien zu schmettern pflegte.
Die Schaubühne am Lehniner Platz ist ein bekanntes Theater. Der Mann, der es vor bald einem Vierteljahrhundert mitbegründet hat (damals noch am Halleschen Ufer), der seither den größten Einfluß auf seine Regisseure, Schauspieler und Spielpläne nahm, ist eine geheime Figur.
Die traurige Wissenschaft, aus der ich meinem Freunde einiges darbiete, bezieht sich auf einen Bereich, der für undenkliche Zeiten als der eigentliche der Philosophie galt, seit deren Verwandlung in Methode aber der intellektuellen Nichtachtung, der sententiösen Willkür und am Ende der Vergessenheit verfiel: die Lehre vom richtigen Leben.
War Hitler Neger? In die Tanzgruppe von zwölf "Hitlerdoppelgängern", die krachend über die Bretter steppen, den Arm zum "Hitler-Gruß" hochreißen und mit dem schwarzen Bärtchen auf der Oberlippe wackeln, prescht ein dunkelhäutiger Adolf und kreischt ins Mikrophon: "Der Führer bin ich.
Mit Ursula Wölfels epochemachenden Geschichten "Die grauen und die grünen Felder" (1970) wurde ein neuer Erzähltyp der Kinderliteratur geboren: Geschichten, die in Anlehnung an die moderne Kurzgeschichte menschliches, meist kindliches Verhalten vorführen, um etwas zur Diskussion zu stellen und die Fähigkeit des Lesers zu entwickeln, ein Problem selbständig zu lösen.
Die Liste ist neun Seiten lang und zählt etwa 370 Namen: von linken Verlagen und Buchhandlungen, von Hochschullehrern (Wolfgang Abendroth, Elmar Altvater, Ossip Flechtheim, Helga Gallas, Helmut Gollwitzer), Regisseuren (Reinhard Hauff, Volker Schlöndorff, Jean-Marie Straub), Schriftstellern (Hans Magnus Enzensberger, Erich Fried, Peter Handke, Günter Herburger, Hartmut Lange, Günther Nenning, Luise Rinser, Alice Schwarzer, Peter Weiss, Gerhard Zwerenz).
...noch schlimmer (ist) der Geist zynischer Anpassung, der sich in den Anstalten breitgemacht und über Jahre hin eine stete negative Auslese bewirkt hat: Die personelle Auszehrung des Fernsehens war und ist besorgniserregend, und allen Respekt verdient die Minderheit qualifizierter Journalisten, die, der anstößigen Interventions-Praxis zum Trotz, ihre Positionen und Standards zu halten versucht.
Es studiren mehr, als nöthig ist, und ich glaube, man kann es jetzt dreist sagen, daß ein Mensch mit dem Meissel oder Hobel dem Staate eben so nützlich seyn könne, als mit der Feder.
Der Obertitel war richtig. Sechs Männer (eine Frau, wie üblich, nicht dabei) traten auf, die allesamt einem deutschen Staatswesen entstammten, das man hierzulande, mit einem feinen Sinn für Rangunterschiede, entweder das zweite oder das andere nennt.
Die Kunst, mit Hilfe prestigebesetzter Ausdrucksweisen sprachliche Attrappen aufzubauen, hat zur Zeit viele Anhänger. Man wird gelegentlich an Erscheinungsformen in der einstigen Alchimie erinnert.
Mächtig drängt es die Künstler zum Gesamtkunstwerk. Theater, Pantomime, Ballett, Gastronomie, Musik, Farben, Gerüche, Justiz sollen zu einem riesigen, alle Sinne füllenden Spektakel verschmolzen werden.
Hartmut Lange, der starke Sätze liebt und schwache Stücke schreibt, hatte damals, zum "Prinz von Homburg", ein großes Wort gewagt: "Ich sah nie solch einen unpolitischen, rührseligen Abend wie in der Schaubühne.
Die hierin spitz oder grob Erstochenen sind sämtlich Angehörige der vorangegangenen Rezensenten-Generation: Neben Reich-Ranicki liegen die Leichen von Horst Krüger und natürlich Joachim Kaiser und Friedrich Luft; auch Heißenbüttel und Jens sind zu beklagen, aber am meisten zerrupft werden Baumgart und Walser, der schleunigst aus Amerika zurückkehren sollte, denn inzwischen ist zu lesen: "Wie man in Ärsche so kriecht, daß es aussieht, man trete rein"; dieses Talent habe Walser in den sechziger Jahren zur Perfektion entwickelt, meint Hermann Peter Piwitt in einem auch sonst kessen Aufsatz "Klassiker der Anpassung".
Von 49 Staats- und Stadttheatern melden, was das Schauspiel angeht, 27 eine Zunahme der prozentualen Platzausnutzung, nur noch bei sechs dieser Theater geht die Zahl zurück – mit diesen und ähnlichen Fakten belegt das Jahressonderheft der Zeitschrift "Theater heute" das "Ende der Theaterkrise": "Die Theaterkrise (dieses Gemenge aus objektiven Fakten, Unsicherheiten, Personenwechsel, gesellschaftlichen und ästhetischen Wandlungen) ist im Auslaufen begriffen.
Es ist mit den Händen zu greifen, wenn auch gar nicht so leicht zu belegen: Während Günter Grass, zusammen mit Heinrich Böll und vielleicht noch Siegfried Lenz, für das Ausland und für die Mehrzahl derjenigen Deutschen, die überhaupt Lektüreerfahrungen oberhalb der Konfektionsware suchen, unangefochten als der Repräsentant ernst zu nehmender deutscher Gegenwartsliteratur gilt (für jenes zeugen Übersetzungen und ihre Aufnahme, für dieses empirische Umfragen), ist er in dem so intim verfreundeten und verfeindeten Konventikel deutscher Literaten zunehmend in Mißkredit geraten.
Anders als Peter Weiss, der seinen "Trotzki" eigentlich nur in den breiten Farben eines flachen Heldenlebens pinselte, hat Hartmut Langes Trotzki-Stück einen schmaleren, genaueren, dialektisch differenzierteren Ansatzpunkt.
Manfred Bielers Bühnenerstling "ZAZA" ist formal gesehen alles andere als ein gutes Stück. Interessanter ist die Geschichte, wie es zur "ZAZA"-Uraufführung am Tübinger Landestheater kam.
Die "Open-End"-Diskussionen im Dritten Fernsehprogramm des Senders Freies Berlin, von Reinhard Lettau eingeführt und seit einiger Zeit unter der Ägide von Hans Werner Richter, haben an "Offenheit" verloren – und im gleichen Maß an Interesse gewonnen.
Daß die tragisch-heroischen Gestalten der griechischen Dramatik und Mythologie immer wieder von den nachlebenden Dramatikern auf die Bühne gezerrt, neu gedeutet und "umfunktioniert" zu werden pflegen, finden wir nicht im mindesten anstößig oder epigonenhaft.